Über mich
Fast ein Ritterschlag: „Aeschbacher“ auf SRF 1 vom 26.3.2015: Aeschbacher – Esther Pauchard – Play SRF
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Ich wurde 1973 in Bern geboren, bin in Bern und Thun aufgewachsen und zeitlebens zwischen Thun und Bern hin- und hergependelt – wem das zu wenig exotisch ist, der sei belehrt, dass ich während meines Studiums doch immerhin zwei Monate in Südafrika verbrachte. Besser als nichts.
Nach einigen verworrenen frühjugendlichen Berufsvorstellungen (Hundecoiffeuse) studierte ich nach dem Gymnasium an der Uni Bern Medizin und promovierte 1999. Kurz vor dem Staatsexamen wurde mir eine mündlich zugesicherte Assistenzarztstelle auf der Chirurgie abgesagt – das erzürnte und beleidigte mich dermassen, dass ich mich daraufhin entschloss, stattdessen etwas völlig Abwegiges zu machen – Psychiatrie. Ich startete in mein erstes Assistenzjahr mit einer Mischung aus Mitleid für meine Kollegen (die gutes Geld und gute Freizeit in eine Psychotherapieausbildung investierten und mir alle sehr bewusst und ernsthaft vorkamen) und Skepsis. Vergebens – nach elf Monaten hatte die Psychiatrie mich um den Finger gewickelt und ich mich für eine Facharztausbildung entschieden.
Also stürzte ich mich in eine dieser besagt teuren, zeitraubenden Psychotherapieausbildungen, die mich in drei Jahren zur Verhaltenstherapeutin machte, und tingelte quer durch mein Mutterhaus, das Psychiatriezentrum Münsingen, das sich wohl immer ein wenig wie meine Psychiatrie-Heimat anfühlen wird, und durch den Psychiatrischen Dienst Thun, bis ich 2006, nach zermürbendem Papierkrieg und kurz vor der Geburt meines ersten Kindes, den Facharzttitel Psychiatrie und Psychotherapie erlangte.
Es folgte eine Stelle als Leitende Ärztin in der Suchtfachklinik Selhofen in Burgdorf, die ich bis vor kurzem innehatte (mittlerweile bin ich leitende Ärztin in der Ambulanten Suchtbehandlung Berner Oberland ASBO Thun), es folgte eine Mini-Praxis, es folgte ein zweites Kind, und als meine zweite Tochter ein halbes Jahr alt war, befiel mich eine leichte Langeweile und die einigermassen verrückte Idee, mich an einem Krimi zu versuchen – verrückt insofern, als dass ich seit den langen, bedeutungsschweren Aufsätzen im Gymnasium, die immer ein wenig zu schwülstig ausgefallen waren, ausser Austrittsberichten und Gutachten und dem einen oder anderen Brief keine Zeile mehr verfasst hatte.
Wider Erwarten blieben Ermüdungserscheinungen und Schreibblockaden aus – in Tat und Wahrheit musste mein Mann, wollte er bisweilen mein Gesicht und nicht nur meinen tippenderweise gekrümmten Rücken sehen, mich unter Gewaltandrohungen von meinem Laptop wegzerren – das Schreiben machte mir richtig Spass, und ich bemerkte an mir mit fachlicher Klarheit erste Anzeichen einer Suchtentwicklung.
Barbara Hirt, ihres Zeichens Verlegerin und Inhaberin des Nydegg Verlags, machte aus dem Spass Ernst, indem sie sich bereit erklärte, meinen Krimi „Jenseits der Couch“ zu verlegen und mich damit mitten ins Buchgeschäft katapultierte, eine neue Welt voller spannender Aspekte. Es dauerte eine Weile, bis ich diese neue Identität als Teil von mir anerkannt und realisiert hatte, dass ich nun TATSÄCHLICH Autorin war. In der Folge doppelte ich nach, und im Sommer 2012 erschien „Jenseits der Mauern“, mein zweiter Roman um die streitbare Psychiaterin Kassandra Bergen, die von der unseligen Neigung befallen ist, sich und ihre Freunde trotz bester Absichten wiederholt in die brenzligsten Situationen zu manövrieren.
Als Barbara Hirt sich entschloss, verlagstechnisch eine Pause einzulegen, brauchte ich einen Moment, um mich neu zu orientieren. Zu meinem Glück traf ich auf Bernhard Engler vom Lokwort Verlag in Bern, der sich spontan bereit erklärte, innerhalb eines halben Jahres (in der Zeitrechnung von Verlagen entspricht ein halbes Jahr normalerweise dem Gegenwert von zwei Minuten) das Erscheinen meines dritten Kassandra Bergen-Romans „Jenseits der Rache“ möglich zu machen.
Mein vierter Krimi „Tödliche Praxis“, der am 1. September 2016 ebenfalls im Lokwort Verlag erschienen ist, führte mit Melissa Braun eine neue Protagonistin ein – ein bisschen weniger Zicke als Kassandra Bergen, dafür bunt und phantasiebegabt und mit der einen oder anderen Flause im Kopf … und mit „Tödliche Macht“, das Ende August 2018 erschienen ist, wird ihre Geschichte fortgesetzt.
Mittlerweile bin ich mit mehr als zehn Jahren Erfahrung fast schon Veteranin im Buchgeschäft. Neben meinen Krimis schreibe ich Kolumnen für das „Thuner Tagblatt“ und im Rahmen verschiedener spannender Projekte auch immer wieder kürzere Texte. Ich halte neben zahlreichen Lesungen auch diverse Vorträge irgendwo auf dem Kontinuum zwischen psychiatrischem Fachreferat und Unterhaltung.
Meinen Stammberuf als Psychiaterin, den zunehmend umfangreicher werdenden Nebenschauplatz der Schreiberei und den Familienalltag erfolgreich und ohne hysterische Schreikrämpfe oder Agendakrisen zu kombinieren, ist nicht immer einfach , aber ausserordentlich vielfältig, bunt – und lohnend.
Oh, und war da nicht noch etwas? Doch, allerdings – Kassandra Bergen ist zurück. Meine streitbare, polarisierende, politisch inkorrekte Protagonistin der ersten drei Krimis wollte sich nicht mit den Nebenrollen begnügen, die ihr in Krimi vier und fünf eingeräumt wurden, und schob sich, wie es ihre Art ist, mit eiserner Autorität wieder in den Vordergrund. In „Jenseits des Zweifels“, erschienen Ende August 2020, spielte sie wieder die fulminante Hauptrolle. Melissa Braun und Paul Kempf, da war Kassandra grosszügig, durften ihr als Nebenprotagonisten durchaus gerne zur Seite stehen. Aber glitzernder Mittelpunkt dieser neuen Geschichte um eine mysteriöse Patientin kann nur eine sein: Ka höchstpersönlich. Und auch im neusten Krimi, „Jenseits der Gier“, der im Herbst 2022 erscheinen wird, führt Kassandra die Ermittlungen.